Highlights der Ethical Fashion Week Sommer 2017

efsb_breit_deGastbeitrag von Mirjam Lea Egloff

Nach einem ausgiebigen Besuch der “Ethical Fashion Show“/“Green Showroom“ machte ich am letzten Tag einen Abstecher zur PREMIUM, der Messe für “Contemporary Advanced Fashion“, einer der anderen Messen anlässlich der Berlin Fashion Week. Dort wurde ich mehrfach gefragt: Und, wie ist die “Ethical Fashion Show“? Ist was Brauchbares dabei? Nicht mit derart viel Skepsis, dafür mit einem frischen Blick und Neugierde habe ich mir einige Casual- und Streetwearbrands der “Ethical Fashion Show“/“Green Showroom“ genauer angesehen. Hier berichte ich von ein paar persönlichen Highlights und was mir ins Auge gesprungen ist in Bezug auf Design, Modernität und Zeitmässigkeit, sowie welche Materialinnovationen und Firmenkonzepte mich faszinierten.

Die Schuhe von El Naturalista aus Spanien überzeugen durch ihre Kombination verschiedener Ansätze, nachhaltige Materialien zu verwenden: gebrauchtes Material wurde re- und upgecyclet oder ökologische Stoffe kamen zum Einsatz. Ein paar Beispiele: die Sohle aus Naturgummi, der Oberstoff aus einer Mischung aus rezykliertem Canvas kombiniert mit Seegras, Laschen aus rezykliertem Segelstoff, geflochtene Sohlendetails zur Hälfte aus Altkleidern und zur Hälfte aus rezykliertem Plastik. Viele der entwickelten Schuhe überzeugen auch optisch.

elnaturalista.jpg

Bild: El Naturalista

Der Stand von INDIGO PEOPLE fiel mir auf, da er eine schöne Vielfalt aus Indigo-Produkten anbietet. Schals und Krawatten aus gewobenem Ikat, Batik-Shirts, sowie gequiltete und gepatchworkte Ponchos, eine Silhouette, die auch auf den regulären Modewochen sehr aktuell war. Der Gründer und Designer ist nach wie vor tätig in konventionellem Denimdesign. In langjähriger Arbeit baute das Label Geschäftsbeziehungen mit den Weberinnen und Färberinnen in asiatischen Ländern wie Laos und Indien auf, indem es beispielsweise die Gründung von Gemeinschafts-Werkstätten initiiert.

ES-fashion ist ein brasilianisches Kollektiv aus neun Marken. Diese Marken profitieren von der grossen Materialvielfalt in ihrem Herkunftsland. Die Produkte werden von ehemaligen Kaffeeplantagen-Arbeitern fabriziert. Zu sehen gab es beispielsweise Schuhe mit Laschen aus Bananenfasern, die zur längeren Haltbarkeit mit natürlichem Gummi verstärkt sind und Taschen aus Automobil-Lederresten von ELEF, sowie Taschen von Tropica, die aus einem Webstoff aus gebrauchten VHS-Bändern kombiniert mit rezyklierter Baumwolle gefertigt sind.

Die Marke Lanaein Pionier im Fair Fashion Segment – feiert dieses Jahr ihr dreissigjähriges Jubiläum. Der Auftritt ist sehr professionell und die an der Messe gezeigte Frühlingskollektion überzeugt in jeder Hinsicht: Die hohe Qualität in Materialwahl und Verarbeitung ist fühlbar, die Schnitte und Farben treffen einen generationenübergreifenden Geschmack. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass die beiden Töchter des Gründerpaars ins Mode- und Grafikdesign des Unternehmens aus Aachen eingestiegen sind.

lana.jpg

Bild: Lana

Das vom Goethe-Insitut lancierte Projekt namens IKAT/eCut bot ausgewählten Jungdesignerinnen die herausfordernde Chance, in Residenzen in asiatischen Dörfern mit HandwerkerInnen aus den Dorfgemeinschaften Accessoire-Kollektionen zu entwickeln. Die ästhetisch sehr ansprechenden und durchdachten Produkte durchliefen einen durchwegs manuellen Fertigungsprozess.

Das baskische Label Mimmeko ist inspiriert vom Leben an der Küste, Naturverbundenheit und Abenteuer. Die Sommerkollektion lebt von einer lustvollen Vielfalt aus Prints und Applikationen auf Basics aus Biobaumwolle und rezykliertem Polyester, sowie Accessoires wie beispielsweise Espadrilles aus Naturschnur. Der unbeschwerte Look kann ihrer nicht-nachhaltigen Konkurrenz im Bereich Sommer- und Strandkleidung locker das Wasser reichen.

mimmeko.jpg

Bild: Mimmeko

Nach zweijähriger Aufbauarbeit existiert VillVill seit Oktober offiziell. Vill bedeutet Wolle in estonisch. Die Gründerin, eine estonische Künstlerin, hat sich in Berlin niedergelassen. Die Pullover und Jacken werden aus grober Wolle gestrickt und danach unterschiedlich stark gefilzt – ersteres zu Beginn hauptsächlich von der Schwiegermutter der Gründerin, bevor sie von ihrer Mutter mit genähten Taschen und Details ausgestattet werden. Die beste Freundin ist verantwortlich für PR. Aktuell erarbeitet das Team eine Lösung zur Wiederverwendung der getragenen Pullover und Jacken. Der Stand und die Kollektion wirkten puristisch und modern, und dank dem wärmenden Hauptmaterial dennoch sehr einladend.

[Zum Bild: Einzelne Kleidteile werden von der Gründerin anschliessend bemalt.]

Das Label Zwolinska aus Polen sprach mich mit seiner unkompliziert modernen Attitüde an. Die mehrheitlich weissen Biobaumwollstücke sind mit Aquarellen der Designerin-Künstlerin bedruckt. Die trendigen Silhouetten, mehrheitlich Kleider und Shirts, möchte frau am liebsten sofort anziehen.

zwo.jpg[Zum Bild: Figürlich sowie abstrakte Motive und Muster auf den Entwürfen von Zwolinska.]

Mirjam Lea Egloff hat Modedesign in Basel studiert und mit einer ademode-Kollektion abgeschlossen. Danach hat sie hat drei Jahre bei Adidas als Designerin gearbeitet. Vor Kurzem hat sie den Master in Transdisziplinarität an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen.