Das neue Label Moya Kala aus Luzern stellt Unterwäsche aus nachhaltigen Materialien her. Aktuell läuft ein Crowdfunding.
Woher kommt der Name moya kala und was wollt ihr mit eurer Damenwäsche-Kollektion erreichen?
moya kala bedeutet auf Bulgarisch «meine Calla-Blume». Früher wurde die weisse Trompetenblume vor allem als Trauerblume gezeigt, heute sieht man sie immer mehr auf Hochzeiten. Wir wünschen uns, dass jede Frau würdevoll und glücklich leben darf. Dieser Wandel von der Trauer zur Freude möchte wir fördern. Seien es die Frauen in der textilen Kette oder auch unsere Kundinnen, welche selbstbewusst und fröhlich durch das Leben tanzen dürfen. Mit unserer ersten Kollektion «pure joy» wollen wir zeigen, dass wir mit Recycling-Materialen faire und ökologische und vor allem wunderbar ästhetische Wäsche für Frauen herstellen können.
In welchen Ländern produziert ihr?
Für die Entwicklung unserer ersten Kollektion haben wir über zwei Jahre intensiv mit einem kleinen bulgarischen Familienunternehmen zusammengearbeitet (der Name des Betriebs ist GET CHANGED! bekannt). Während dieser Zeit waren wir mehrmals vor Ort und haben das Unternehmen näher kennengelernt. Wir kaufen alle Materialien selbst ein in Frankreich, Deutschland, Italien, Griechenland und der Türkei und haben uns ein überzeugendes Lieferantportfolio zusammengestellt. Die Ware geht direkt nach Bulgarien und wird dort konfektioniert.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt eure Partnerproduktion?
In der Konfektion sind es 17 Mitarbeiterinnen, welche teils schon über 15 Jahre im Unternehmen arbeiten. Die Geschäftsleitung bildet der Junior Geschäftsführer aus der Gründerfamilie und seine Schwester, welche für die Finanzen zuständig ist. Die Firma produziert hauptsächlich für ihre eigene bulgarische Marke und hat teilweise auch Aufträge aus dem Ausland.
Wieso habt ihr euch für diesen Produktionsstandort entschieden?
Wir haben uns bewusst für Bulgarien entschieden, weil es zu den ärmsten Ländern in Europa gehört und der Mindestlohn tiefer als in China ist. Es war uns wichtig, in Europa zu produzieren, damit wir die Produktion regelmässig besuchen können und eine effiziente Zusammenarbeit und kurze Lieferwege möglich sind.
Als wir vor drei Jahren die Firma kennen lernten, haben wir immer wieder über Nachhaltigkeit gesprochen. Am Anfang war ihnen das sehr fremd, mittlerweile haben sie selber Massnahmen umgesetzt und auch die Arbeitsbedingungen in der Produktion verbessert. Wir sehen, dass die Mitarbeiterinnen selbstständig Pausen machen können und beispielsweise Toiletten verfügbar sind. Am meisten hat uns die familiäre Atmosphäre überzeugt, die Frauen sind sehr locker, unterhalten sich und lachen auch mit der Produktionsleiterin. Auch langjähre Mitarbeiterinnen zeigen uns, dass sich die Frauen wohlfühlen.
Was uns auch dazu bewogen hat, mit dieser Firma zusammen zu arbeiten, ist, dass wir so einen grösseren Unterschied machen können. Wir arbeiten hier mit einer Firma zusammen, welche sich in eine nachhaltige Richtung entwickeln möchte, und wir sehen es auch als Teil unserer Aufgabe, diesen Prozess zu begleiten. Würden wir mit einer bereits zertifizierten Firma zusammenarbeiten, wäre der Unterschied in der Branche nicht mehr so gross.
Ein grosses Problem in der Textilproduktion sind die Löhne. Wie geht Ihr das Thema mit eurem Produzenten an?
Wir sprechen dieses Thema offen an und haben Einblick in die Löhne erhalten. Wir wissen, wie hoch die Entschädigungen sind und in welcher Form sie ausbezahlt werden. Leider ist die Korruption in Bulgarien weit verbreitet und schwer zu bekämpfen. Auch hier sind wir im Gespräch mit der Partnerproduktion und können Schritt für Schritt Massnahmen umsetzen, um den Mitarbeiterinnen direkt zu helfen. Ein geplantes Projekt ist ein Fond, den wir vom Verein moya kala erstellen, damit Mitarbeiterinnen bei hohen Gesundheitskosten Unterstützung erhalten. Obwohl die Sozialversicherungsbeiträge über 30% sind, erhalten die wenigsten Bulgaren Unterstützung vom Staat. Deshalb ist es auch immer wieder ein Thema, über den versicherten und «nicht-versicherten» Lohn zu reden und zu verstehen, welche Aufteilung Sinn macht.
Wie ist der Umgang mit Überstunden?
Überstunden sind in der Textilindustrie in Bulgarien ein grosses Problem. Es sind oft zu viele und sie werden selten korrekt ausbezahlt. Da viele Näherinnen auf die Arbeit angewiesen sind, nehmen sie diese hin. Wir wissen von unserer Produktion, dass es zu Überstunden kommen kann, diese werden aber in jedem Fall ausbezahlt. Da sie keine Grossaufträge oder Subverträge annehmen und vor allem Überstunden für ihre eigene Marke anfallen, sind diese gut planbar. Auch hier nehmen wir Rücksicht auf die Auslastung der Produktion und setzen mit Slow Fashion einen Gegentrend, in dem wir zeitlose und aussersaisonale Produkte auf den Markt bringen.
Was wünscht du dir für moya kala in Zukunft?
Raise women’s dignity! Uns geht es in erster Linie um die Würde der Frau. Wir wünschen uns, dass eine Bewegung entsteht, in der Frauen ermutigt werden, selbstbewusst zu sein und sich für andere Frauen einsetzen. Dies fängt beim Konsumverhalten an. Indem unsere Kundin moya kala Produkte kauft, ist sie Teil dieser Bewegung und ermöglicht anderen Frauen würdevoll zu leben. Ebenfalls wünschen wir unseren Kundinnen, dass sie mutig sind, ihren Körper zeigen wie er ist! Natürlichkeit ist schöner als Perfektion. Und gerade in dem heutigen vermittelten Schönheitsbild möchten wir einen Unterschied machen, indem wir zum Beispiel unsere Models nicht bearbeiten lassen.
Crowdfunding
Aktuell läuft das Crowdfunding hier. Es gibt 33% Vorverkaufsrabatt.